regime.wechsel – ein Projekt von Ilse Chlan – 1. Dezember 2011 – 19.00 Uhr

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Kulturforum M und ega:frauen im zentrum laden am 1. Dezember 2011 ab  19.00 Uhr ins ega ein zu:

regime. wechsel – ein Projekt von Ilse Chlan

Es handelt sich um eine Serie von 2 bis 5 Minuten-Videos, die sich mit Denkmälern in Wien auseinandersetzt und der „vergessenen“ Malerin Malva Schalek aus dem 6. Bezirk gewidmet ist.

Die überwiegende Mehrheit der Denkmäler in Wien erinnert an bedeutende Männer. Der Stadtraum ist dadurch vorwiegend durch männliche Markierungen geprägt, andererseits gehören die Denkmäler so sehr zum gewohnten Stadtbild, dass sie trotz ihrer mächtigen Präsenz im Raum aus unserem Bewusstsein fast verschwinden und nur ausnahmsweise bewusst wahrgenommen werden. Nämlich dann, wenn etwas verändert wird, wenn jemand darauf zeigt, wenn jemand sich davor fotografieren oder filmen lässt.

Aber auch viele Frauen haben diese Stadt mitgeprägt, und nur wenige sind mit ihrem Namen und ihrer Geschichte im Stadtbild präsent. Die Videoarbeiten unter dem Titel regime.wechsel sind im Andenken an eine dieser Unsichtbaren, Verschwundenen entstanden: an die Malerin Malva Schalek (1882-1944), die im 6. Bezirk gearbeitet und gelebt hat.*

Stehen Frauen immer noch im Schatten der Männer?
Mit dem Titel regime.wechsel greift die Künstlerin Jacques Rancières Begriff des „Regimes“ auf, in dem es um die Einteilungen und Grenzen des Sichtbaren, des Wahrnehmbaren und letztlich um die Einteilungen und Grenzen des Denkbaren geht.
In Umkehrung dieses Gedankens sieht Ilse Chlan dagegen „mächtige Schatten“ hinter den Frauen. Es gibt Statistiken, die zeigen, dass Frauen mehr lesen als Männer, dass sie, was Schulbildung, Berufsbildung, Studium, Bildung überhaupt betrifft, mit den Männern gleichgezogen haben. Was wir an Schulen und Universitäten aufgenommen, verarbeitet, weitergegeben haben, wurde weitgehend von Männern aufgebaut. Diese mächtigen Schatten können (und wollen) wir nicht ablegen. Literatur, Philosophie, das Bildungsgut der europäischen Geistesgeschichte sind unsere Basis, von der wir ausgehen. Es ist die Sprache, die wir sprechen und selbst der Widerspruch ist in dieser Sprache zu führen. So wie man Denkmäler oft nicht bewusst wahrnimmt, geht es auch in diesem Fall darum, diesen Hintergrund bewusst zu machen, darauf zu zeigen, ihn sichtbar zu machen.

Die Videos spielen mit dem Begriff des „Schattens“. Einerseits behauptet die Künstlerin, dass es diese „mächtigen Schatten“ gibt, und versucht, sie in die Sichtbarkeit zu rücken, andererseits fällt der Schatten der Frau – der Schatten der Darstellerin – ganz „real“ auf das Denkmal.

Als Darstellerin konnte Frau Rebecca Schönsee gewonnen werden. Sie ist Germanistin und hat eine Ausbildung in Modern Dance gemacht.
* Malva Schalek hatte ihr Atelier im Dachgeschoss des Theaters an der Wien. Sie studierte an der Münchner Frauenakademie Malerei zu einer Zeit, als an öffentlichen Kunstakademien Frauen noch nicht aufgenommen wurden, und nahm 1910 an einer Ausstellung in der Secession teil. Sie porträtierte bekannte Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft. 1944 wurde sie nach Theresienstadt deportiert und im selben Jahr in Auschwitz Birkenau ermordet. Von einigen ihrer Bilder gibt es Fotos, die in Zeitungen veröffentlicht oder als Postkarten in Umlauf gebracht wurden. Ihr Porträt des Schauspielers Max Pallenberg ist 1952 von der ehemaligen Haushälterin von Malva Schalek dem Wien Museum um 800 Schilling verkauft worden. Die meisten ihrer Bilder sind überhaupt verschollen.

Dauer der Ausstellung:

2.12. – 23.12.2011
9.1. – 26.1.2012
Mo – Fr: 17.00 bis 24.00 Uhr

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