Sehschärfe – die ega-Filmreihe #3 – 14. November 2012 – Totschweigen – 19.00 Uhr

totschweigen_kreuzstadel2.jpg

Sehschärfe – die ega-Filmreihe #3

Aufbauend auf dem Filmprogramm „Shooting Women“, das im Rahmen des ega-Sommergartens 2011 zu sehen war, setzten ega und Filmarchiv Austria ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort: Jahresprogramme zu Frauenthemen und deren filmischer Verhandlung bringen erneut Diskurs, Diskussion und Filmvergnügen zusammen. 2011 standen unter dem Titel „Film & HerStory“ die Darstellung von Frauen, Macht und Geschichte anhand ausgewählter Spielfilmbeispiele im Mittelpunkt, 2012 wurde mit engagierten dokumentarischen Arbeiten fortgesetzt. Nach einem erfolgreichen Frühjahrsprogramm setzt auch die dritte Ausgabe von „Sehschärfe“ auf österreichische Dokumentarfilme, die aus weiblicher Perspektive wichtige Fragen (neu) stellen.
FILMPROGRAMM #3 (Oktober-Dezember)

14. NOVEMBER, 19:00
TOTSCHWEIGEN (A 1994, Regie: Margareta Heinrich u. Eduard Erne, 88 min)

Rechnitz liegt direkt an der ungarischen Grenze. Im Sommer 1990, ein halbes Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs, begann die Arbeit an dem Film „TOTSCHWEIGEN“, sie sollte sich über fast vier Jahre erstrecken. Was als Dokumentarfilmprojekt begann, änderte sich im Verlauf der ersten Drehphase im November 1990. Die Filmemacher traten aus ihrer Rolle der voyeuristischen Betrachtung der Suche nach dem Rechnitzer Massengrab. Sie beteiligten sich an der Suche, an der Recherche, in Zusammenarbeit mit der israelitischen Kultusgemeinde Wiens.

1945, zehn Tage, bevor die Rote Armee Rechnitz erreichte, wurden am Ortsrand des kleinen burgenländischen Ortes 180 jüdische Zwangsarbeiter erschossen. Nach dem Massengrab, in dem die Opfer jener Nacht verscharrt wurden, sucht die Israelitische Kultusgemeinde seit Jahren. Die Opfer sollen exhumiert und nach jüdischem Ritus bestattet werden. Initiator dieser Suche ist Isidor Sandorffy. Sein Motto ist ein religiöses. Und – er vermutet, dass Freunde, Bekannte oder Verwandte in diesem Massengrab verscharrt sein könnten.

Isidor Sandorffy hat an vielen Orten im Burgenland Opfer der Zwangsarbeit, die beim Bau des Südostwalls ums Leben gekommen sind, gefunden und exhumiert. Meistens durch Hinweise der dortigen Bevölkerung. In Rechnitz stößt er auf hartnäckiges Schweigen. Nicht über die Tat als solches, aber über den Ort des Massengrabes sind keine Hinweise zu erhalten. Dennoch wird gesucht und gegraben, die Erde aufgewühlt, wo längst Gras über die Geschehnisse gewachsen ist.

Der Film begleitet die Suche, erzählt von dieser Vergegenwärtigung von Vergangenheit. Er beschreibt das Verhältnis der Rechnitzer Einwohner zu den Ereignissen damals vor 50 Jahren, er erzählt von ihren Erinnerungen und zeigt die Reaktionen auf die Suche heute. Er beleuchtet den historischen Hintergrund, erzählt von den Opfern, den Hinterbliebenen und Überlebenden. Und er handelt vom Verschwinden von Vergangenheit, vom Umgang und der Konfrontation mit eigener Geschichte heute. (Text: Extrafilm GmbH. Wien)

© Extrafilm GmbH. Wien


< zurück